Samstag, 21. Dezember 2013

Die gute Nachricht: Rundschlingen halten ewig

Rundschlingen werden in temporären und stationären in Seilgärten häufig eingesetzt. Damit stellt sich die Frage, wann sie ausgetauscht werden müssen.


Auskunft gibt hier die EN 1492-2 aus dem Jahre 2009. Hier steht:
"Es ergibt sich keine Gefahr durch mangelhafte Dauerbeständigkeit..." Auf deutsch übersetzt bedeutet das: Die Schlinge hat kein Ablaufdatum.
Die Lichtechtheit und Wärmestabilisierung ist vorgeschrieben.

Solange der Mantel unbeschädigt ist (und keine Chemikalien  die Schlinge zerstören) kann man die Schlinge verwenden.

Die Schlinge im Bild kann übrigens 2,4 Tonnen tragen ...

Dienstag, 3. Dezember 2013

Ich zerstöre eine Steigklemme

Ein Seil, das 15 Jahre im Nussbaum hing ... Pro Jahr maximal 100 Mal für Aufstieg und Abseilen verwendet.
Kaum zu knoten, so steif ist es.
Beim Hinaufklettern stellte sich heraus, dass an einer Stelle der Mantel komplett durch ist. Normalerweise lässt so ein Anblick das Adrenalin in die Adern fließen.
Spannend ist, was das Seil ausgehalten hätte:


der Versuch wurde abgebrochen, da sich das Seil so gedehnt hat, dass die Zerreissmaschine anstand.
Die Haltekraft des Seils betrug:
Eins komma zwei Tonnen.
Das reicht.

Interessant ist nun, ob das Seil auch eine Steigklemme "verträgt". Das ist der realistische Versuch, da man ja mit solchen Geräten am Seil aufsteigt.



Das Ergebnis ist aus zwei Gründen überraschend:
1. weil die Klemme so viel gehalten hat.
2. weil sie dabei zerstört wurde. Normalerweise sollte bei ca. 4 kN (400 kg) der Mantel des Seiles reißen.












Samstag, 30. November 2013

Die provisorische Zerreissmaschine ist fertig

Nach den ersten Versuchen zwischen Bäumen habe ich einen provisorischen Teststand gebaut, um die ersten Erfahrungen zu erweitern.
gegenüber den ersten Anordnungen habe ich die Waage hinter den Hubzug geschaltet, da die Masse des Hubzuges den Schnalzer abpuffert, bei dem die Waage ganz schön durch die Gegend geflogen ist. Das funktioniert sehr gut.

Alles ist nur mit Steckverbindungen bzw. ohne (die Stützen stabilisieren sich selbst), daher ist es schnell auf- und abgebaut, leicht zu transportieren.

Hier ist auch schon ein Test: Ein Seil, das einige Jahre draußen war (zum Einhängen einer Selbstsicherung gegen Absturz von einer Plattform), wo schon Moos oder Flechten angesetzt haben. Normalerweise ein klarer Fall für: Ausscheiden! Das Bild zeigt den Zustand bei ca. 1.100 kg Belastung, wo es schon zum krachen anfängt. Seile machen Geräusche, bevor sie reißen. So ähnlich wie Fichtenholz.



Die gute Nachricht: Die Bruchlast des Seiles beträgt um die 2 Tonnen
(im Knoten gerissen bei 1265 kg, das bedeutet mehr als. 2 Tonnen Tragkraft des Seils).

Das ist bisher die gute Nachricht: Sämtliche Seile haben im Knoten mehr als 1 Tonne gehalten.


PS.: Übrigens reißen Seile nicht wirklich, sie brechen laut Fachsprache der Ingenieure. Da dies kein wissenschaftlicher Blog ist, werde ich beim "Reißen" bleiben, um den Normalbürger, für den Seile nur brechen, wenn sie so steif sind, dass man sie übers Knie brechen kann, nicht zu verwirren.







Sonntag, 17. November 2013

Mein Anliegen

Wissenschaftliche Arbeiten sollen meiner Meinung nach einen Sinn haben, der in einer realen Auswirkung besteht.
Textile Materialien sind eine wunderbare Entwicklung, wie Plastik überhaupt etwas Tolles ist.
Leider haben wir uns dazu entschieden, nicht verantwortungsbewusst damit umzugehen.
Dieses Video über unseren Plastikplaneten soll mein Anliegen illustrieren.

Wir sollten nur Teile erzeugen und sie so verwenden, dass sie ewig halten. Wenn das nicht möglich ist, dann ist Cradle to Cradle das Ziel.
Wir haben schon einige Materialien, die möglicherweise  diese beiden Kriterien erfüllen dürften.
Industrieschlingen (Rundschlingen) halten z.B. "ewig".
Seile, die in Bäumen hängen und nur statisch belastet werden (Aufstieg und Abseilen)  dürften das ebenso erfüllen. Gurte ebenso. Man könnte die Teile, die verschleißen, entsprechend gegen Abnützung schützen.

Ich möchte mit meiner Arbeit etwas dazu beitragen, die Materialien nachhaltig zu verwenden - ohne natürlich die Benutzer zu gefährden.

Erste Gespräche, erste Recherchen


Die bisherigen Regeln  werden meines Wissens von den Herstellern aufgestellt, die aus begreiflichen Gründen auf "Nummer sicher" gehen wollen. Einige Erkenntnisse wurden von Pit Schubert (Sicherheitskreis des DAV) veröffentlicht.
Die beiden unterscheiden sich z.B. beträchtlich. Hersteller meinen, die Materialien altern, so dass sie nach 10 Jahren (bei geringem Gebrauch) ausgeschieden werden müssen, Pit Schubert meint, die Dinge altern nicht in einem relevanten Ausmaß.

Ich habe Pit Schubert zu Hause besucht und mit ihm einen köstlichen und anekdotenreichen Nachmittag verbracht.
Sein Resümee: Seile und Gurte halten "ewig".

Nun beginne ich, "Behörden"  zu fragen, die diese Lebensdauer festlegen (in Deutschland die BG und die Unfallversicherung) und auch Hersteller.

Sonntag, 3. November 2013

Das Thema wird klarer

Die Arbeit soll die Grundlagen schaffen für klare Kriterien für die Ablegereife von textilen Materialien im Outdoor-Bereich. Daraus sollen umsetzbare Handlungsanleitungen entwickelt werden.
Bei der Umsetzung des Themas ist es zur Zeit so, dass Realität und  Praxis auseinanderklaffen. Seile (und Gurte) dürften beispielsweise praktisch nie soweit altern, dass sie deswegen versagen. Es scheinen auch keine Unfälle durch gealtertes Material vorliegen. Dennoch müssen diese Materialien bei moderatem Gebrauch nach 5-10 Jahren (je nach Hersteller) geschreddert werden.
Andererseits (siehe vorherigen Post) versagen manchmal Bandschlingen vor der Ablegereife.


Einerseits ist also hier die "Realität": Seile altern nicht so stark wie angenommen. Bandschlingen reißen dafür früher als angenommen.
Andererseits gibt es Regeln (z.B. Euronormen). Die besagen, dass die Gebrauchsanleitung eingehalten werden muss, und wenn dort drinnen steht: Nach 3, 5, 10 Jahren "ablegen", dann muss man shreddern.
Oder: Bandschlingen dürfen für Personensicherung verwendet werden, aber es liegen teilweise ungeklärte Versagensfälle vor.

Als dritten Faktor gibt es das Verhalten. Manche halten sich an die Regeln und zerstören tatsächlich neuwertige Seile, andere ignorieren diese Regeln komplett. Teilweise werden sehr alte Seile und Gurte verwendet.



Daraus entsteht ein Dreieck.


 "Realität"





 Normen
Verhalten





Meine Hypothese: Der Abstand der drei Elemente sollte gegen null gehen.
Im Klartext: Die Normen/Regeln sollten die Realität widerspiegeln und die Leute sollten sich daher daran halten.


Ein Ziel der Arbeit ist, hier die Fakten, die "Realität" zu erforschen. Dazu werde ich diese Materialien prüfen und klare Kriterien suchen, unter welchen Bedingungen diese Teile abgelegt = ausgeschieden, nicht weiterverwendet werden dürfen.

 Darauf aufbauend kann man später einen Weg aufzeigen, wie Realität, Normen und Verhalten kongruenter werden.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Ich habe beschlossen eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben

Warum tu ich das?
Bei meiner Tätigkeit als Gutachter werde ich immer wieder gefragt, wie lange man Seile und Klettergurte (PSA, persönliche Schutzausrüstung) verwenden darf.
Hier muss ich auf die Angaben der Hersteller verweisen, die vorschreiben, dass die Seile und Gurte auch nach geringem Gebrauch, guter Pflege und sachgerechter Lagerung nach spätestens 10 Jahren (so die meisten Hersteller) auszuscheiden sind.
Ein Hersteller schreibt z.B. vor, bei monatlicher Benützung sind Seile nach 5 Jahren auszuscheiden. Das bedeutet: Nach 60 Mal Abseilen ist ein Seil auszuscheiden.
Andererseits ist mir kein Fall eines Versagens von Seilen oder Gurten durch Alterung bekannt.Und das, obwohl sich sehr viele Leute nicht an diese Altersgrenzen halten. Teilweise werden 20 Jahre alte und noch ältere Seile und Gurte verwendet.
Ich persönlich vermute, dass die Ingenieure und Chemiker hier eine hervorragende Arbeit geleistet haben: Sie Sicherheitsreserve und Altersbeständigkeit dürfte den Bedarf weit überschreiten.
Das würde aber andererseits bedeuten, dass von denen, die sich an die Regeln halten, gebrauchsfähige Materialien weggeworfen werden. Das widerspricht meiner Ansicht von einem verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Ressourcen.

Andererseits gibt es unerklärbare Fälle von Bandschlingenrissen.

Was sind nun die Kriterien, nach denen man textile Materialien ausscheiden muss - genannt Ablegekriterien.
Mein Anliegen ist es , diese Kriterien zu untersuchen.


Seit Freitag habe ich mein Thema abgesegnet. Es geht um die Lebensdauer und Ablegereife von Seilen, Gurten, Schlingen, also textile Materialien, die im Outdoor-Bereich (Seilgärten, Bergsteigen usw.) verwendet werden.

Das Thema werde ich allerdings einschränken: Ich werde dynamische Sturzbelastungen im Vorstiegsklettern ausgrenzen. 

Es hat schon eine spannende Situation gegeben: Ich habe bereits begonnen, Tests zu machen, ob meine Arbeit überhaupt irgendeinen Sinn hat. Dazu habe ich altes Material geniommen und mit einem Hubzug zerrissen.
Die Ergebnisse waren durchwegs erfreulich: Sämtliche Seile hielten mehr als 1 Tonne Belastung im Knoten.
Ausnahme: Ein Test mit zwei Bandschlingen. Die sind bei einer Belastung gerissen, die als "gefährlich" einzustufen ist.
Vor einigen Jahren hat es auch einen bis dato nicht geklärten Unfall kürzlich gegeben wegen genau diesem Phänomen.
Mir ist auch ein Fall persönlich bekannt, wo eine relativ neue genähte Schlinge unter 6 kN gerissen ist. Das darf eigentlich nicht sein.
Aktuelle Hypothesen:
Seile und Gurte haben eine wesentlich höhere Nutzungsdauer als die 10 Jahre.
Schlingen sind unsicher, egal wie alt sie sind.